Tiefe, jedoch kurze Rezession in Österreich

26.06.2020

Prognose für 2020 und 2021

Die zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie getroffenen Maßnahmen führen in Österreich zu einer Rezession. Mit ‑7,0% (gegenüber dem Vorjahr) sinkt die Wirtschaftsleistung 2020 deutlich stärker als in der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2008/09. Der Tiefpunkt scheint bereits durchschritten zu sein, die Rezession wird somit kurz sein. Dennoch wird die Wirtschaftsleistung am Ende des Prognosezeitraumes (Ende 2021) das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht haben.

"Die umfangreichen Restriktionen, die verhängt wurden, um die Ausbreitung der COVID-19-Infektionen zu begrenzen, haben eine weltweite Rezession zur Folge. In Österreich ist dies die tiefste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Sie resultiert aus dem gleichzeitigen Auftreten negativer Angebots- (Schließungsmaßnahmen) und Nachfrageschocks (ausgeprägte Zurückhaltung bei Konsum- und Investitionsausgaben, massiver Einbruch der Auslandsnachfrage)", so der Autor der aktuellen WIFO-Prognose Christian Glocker.

Die umfangreichen Restriktionen, die zur Begrenzung der Ausbreitung der COVID-19-Infektionen verhängt wurden, haben zu einer weltweiten Rezession geführt. Diese Entwicklung veränderte innerhalb weniger Wochen die wirtschaftlichen Aussichten grundlegend. Mit der schrittweisen Rücknahme der Eindämmungsmaßnahmen wird die Wiederaufnahme von wirtschaftlicher Aktivität ermöglicht. Der Umstand, dass dies international asynchron verläuft, verlängert die Dauer der negativen Effekte der Pandemie auf die Weltwirtschaft. Vor diesem Hintergrund wird sich die Weltwirtschaft nur zögernd erholen.

Die österreichische Volkswirtschaft geriet wie die Weltwirtschaft in eine Rezession. Wenngleich diese sich im Wesentlichen auf das 1. Halbjahr 2020 beschränkt und damit vergleichsweise kurz ist, ist sie ausgesprochen tief. Zwar wurde der Tiefpunkt bereits durchschritten und die Erholungsphase eingeleitet, dennoch besteht über die weitere Entwicklung hohe Unsicherheit. Dies gilt vor allem im Hinblick auf den weiteren Verlauf der Pandemie, die zu ihrer Eindämmung notwendigen Gegenmaßnahmen und die sich daraus ergebenden volkswirtschaftlichen Konsequenzen.

Nach einem Rückgang um 7,0% 2020 dürfte die Wirtschaftsleistung 2021 um 4,3% zunehmen. Auch wenn dieser Aufholprozess im historischen Vergleich dynamisch ist, dürfte das BIP am Ende des Prognosehorizontes das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht haben. Auf der Angebotsseite prägen die Sachgütererzeugung und die Marktdienstleistungen (vor allem die Bereiche Verkehr, Beherbergung und Gastronomie) den starken Einbruch, auf der Nachfrageseite die Exporte, die Investitionen (insbesondere die Ausrüstungsinvestitionen) sowie der Konsum der privaten Haushalte.

Der Einbruch der Konjunktur hat erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Der langjährige Beschäftigungsaufbau endete im März 2020 abrupt, und die Arbeitslosigkeit stieg erheblich. Maßnahmen wie die Möglichkeit zur Kurzarbeit, deren Ziel es ist, die Beschäftigten während der Krise im Unternehmen zu halten, um danach eine rasche Konjunkturerholung zu ermöglichen, schränken die negativen Effekte der gesundheitspolitischen Eindämmungsmaßnahmen auf den Arbeitsmarkt ein. Dennoch wird die Arbeitslosenquote 2020 wesentlich höher sein als im Vorjahr (2020: 9,7%, 2019: 7,4%). Nach einem Anstieg der Beschäftigung 2019 um 1,6% erwartet das WIFO nun für 2020 einen Rückgang um 2,1%. Die geleisteten Arbeitsstunden werden aufgrund der Möglichkeit zur Kurzarbeitet deutlich stärker sinken. Im Einklang mit der erwarteten Konjunkturerholung wird sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt 2021 entspannen.

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Mag. Dr. Christian Glocker, MSc

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
© Johannes Brunnbauer
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